­

Evangelische Barockkirche Eckenhagen


Die Evangelische Barockkirche ist eine der Offenen Evangelischen Kirchen. Regelmäßig finden Orgelkonzerte statt. Für Gruppen bietet die Kur- & Touristinfo auf Anfrage Führungen und auch kurze Konzerte an. Die täglichen Öffnungszeiten der Kirche finden Sie unter https://evk-eckenhagen.de/kontakte/offene-kirche.


Zur Historie

"Die bis dahin vorhandene romanische Kirche, im Liber valoris um 1274 genannt, in der sich eine 1717 von Christian Nohl in Allinghausen erbaute Orgel befand, wurde 1764 wegen Baufälligkeit niedergelegt und unter Pfarrer Johann Gerhard Büren (1736-1815) unter Beibehaltung des Westturmes von einem Neubau ersetzt, der allerdings kein hohes Alter erreichen sollte. Möglicherweise wurde für dieses Gotteshaus auch eine neue Orgel beschafft; denn in dem folgenden Bericht ist von einer kostbaren neuen Kirchenorgel die Rede. Durch einen verheerenden Brand (17./18. April 1777) wurden im Dorf außer der Schule 47 Häuser vernichtet und die Kirche weitgehend zerstört." (Aus: Dr. Franz-Josef Vogt, 'Zur Orgelgeschichte der ev. Kirche in Eckenhagen')

Der romanische Westturm stammt aus der Zeit um 1167. Seine barocke Schieferhaube erhielt er 1795. Das romanische Langhaus wurde 1764 abgebrochen (s.o.) und neu errichtet. Das Innere der Kirche wurde im Spätbarock und Rokokostil nach bergischer Art so ausgestattet, dass Altar, Kanzel und Orgel übereinander aufgebaut wurden. Der Barockstil zeichnet sich durch die vielen Rundlinien, die Farbenfreudigkeit und den vielfältigen Schmuck aus. Den Rokokostil erkennt man an den Rosen, Rosetten und Putten auf der Orgel. Altar und Kanzel stammen aus dem Jahre 1781.

Am Altar ist die aufgeschlagene Bibel dargestellt, auf deren Seiten die Abendmahlsworte des Apostels Paulus aus dem Korintherbrief, Kap. 11, zu lesen sind. Versinnbildlicht wird dieser Spruch durch die Körbchen mit Ähren und Weintrauben, die an Brot und Wein beim Abendmahl erinnern sollen. Über dem Altar befindet sich die Kanzel. Der Randschmuck am Kanzeldeckel zeigt einen Pelikan. Der Pelikan galt seit der Antike als Sinnbild für aufopferungsvolle Nächstenliebe, weil man annahm, dass das Muttertier sich in Notzeiten selbst für seine Kinder opfere, damit diese nicht verhungerten. Vor diesem Hintergrund bezieht sich der Pelikan auf Jesus Christus. Unter dem Kanzeldeckel ist das allmächtige, alles sehende Auge Gottes, das Strahlen in alle Richtungen sendet, dargestellt.

Die Orgel wurde von zwei Orgelbaumeistern, Johann Christian und Johann Gerhard Klein aus Freckhausen, einem kleinen Ort des heutigen Reichshofgebietes, erbaut. Sie ist die größte, noch vollkommen intakte und bespielbare Barockorgel des Nordrheingebietes. Nachdem das Kirchenschiff wieder hergestellt war, holte die Gemeinde 1782 einen Kostenvoranschlag ein. Es vergingen aber noch 10 Jahre bis sie die notwendigen 1.700 Reichstaler aufbringen konnte. Die Orgel wurde am 24. Juli 1785 der Kirchengemeinde übergeben. Sie besteht aus nebeneinanderliegendem Hauptwerk und Positiv sowie Pedal dahinter (32 Register). Das Instrument blieb nach dem zweiten Weltkrieg vom Abbruch verschont, weil Eckenhagen sich nicht, wie die Nachbargemeinden eine neue Orgel leisten konnte. Da die Orgel nicht dazu gedacht war, alle Register gemeinsam zu spielen, was "Pleno" genannt wird, ist der Klang der Einzelregister besonders bemerkenswert. Diese teilen sich in Flöten- und Zungenstimmen. Die mechanische Traktur gibt einen engeren Kontakt zwischen Spieltisch und tönenden Pfeifen. Von 1955 - 1959 wurde die Orgel restauriert. An der linken Wand hinter dem Altar befindet sich die aus Holz gefertigte Gedenktafel für die "Beierer". Jedem ist ein Glöckchen gewidmet, auf dem auch sein Name steht. Die Gedenktafel wurde erst 1983 von Herrn H. Ulber aus Sinspert angefertigt. Die Gobelins an den Kirchenwänden stammen aus der Denklinger Handweberei Wagner, wo nach alter Tradition Webartikel hergestellt werden. Die Kirche mit ihren ca. 600 Sitzplätzen ist die größte evangelische Dorfkirche im Rheinland. Sie steht unter Denkmalschutz. Erwähnenswert wäre noch, dass nach der 1569 durch Johann Lang durchgeführten Reformation auch Gottesdienste beider Konfessionen abgehalten wurden.

Die Geschichte des "Beierns"
Seit 1764 erklingt das traditionsreiche Glockenspiel zur Heiligen Nacht (24.00 Uhr bis 1.00 Uhr), am Weihnachtsmorgen (5.50 Uhr bis 6.00 Uhr) sowie in der Silvesternacht, jeweils eine halbe Stunde im alten und im neuen Jahr. Auch zu Luthers Geburtstag, an kirchlichen Festtagen wie Ostern und Pfingsten ziehen die Beiersleut in den Turm, wo sie nach alter Tradition auch zur Konfirmation, bei Silber- und Goldkonfirmationen, zum Erntedankfest und zu besonderen Festgottesdiensten in Aktion treten. Sie montieren je einen "Galgen" - eine kurze Holzbohle - oben an den beiden kleineren Glocken, von denen ein Seil zum Glockenklöppel führt, an dem in vorgeschriebener Taktfolge gezogen und somit der Klöppel - nicht die Glocke bewegt wird. Gebeiert wird in Eckenhagen eigentlich nur mit zwei Glocken - 18 und 12 Zentner schwer - während die große 32 Zentner schwere Glocke elektrisch angetrieben schwingt. Die große Uhr soll symbolisch die Vergänglichkeit dieser Zeit darstellen. Sie stammt aus dem Jahre 1795. Die Pfarrgedächtnistafel im Turmeingang stammt aus dem Jahre 1780.